Die Objekte in einer 3D-Szene sind grafische Darstellungen physikalischer Objekte. Ein 3D-Objekt besteht aus einer Reihe von Eckpunkten in einem 3D-Raum und dazugehörigen Verbindungen. Mit den VIs der Palette Geometrische Formen (z. B. Würfel erstellen und Kugel erstellen) werden einfache geometrische Objekte erstellt. Wenn Sie geometrisch komplexe Objekte erstellen oder bestimmte Werte für Eckpunkte, Normale, Indizes, Farben und Texturen für das Erscheinungsbild eines 3D-Objekts festlegen möchten, können Sie ein Netz konfigurieren.

Hinweis Die Verwendung von Netzen gilt als fortgeschrittene Technik beim Entwerfen von 3D-Grafiken. Erfahrung beim Entwickeln von 3D-Grafiken hilft möglicherweise bei Verwendung dieser Funktion.

Ein Netz ist die Gesamtheit der Attribute, deren Kombination die 3D-Oberfläche ausmacht. Zu den Attributen eines Netzes gehören Eckpunkte, Normale, Farben, Texturkoordinaten sowie die Punkte, Linien, Dreiecke und Polygone zwischen den Eckpunkten. Bei der Definition eines Netzes werden Arrays aus Werten festgelegt, die die Eckpunkte, Normalen, Farben und Texturkoordinaten des Netzes darstellen. Des Weiteren wird ein Array aus Indizes erstellt, das festlegt, wie die Werte der anderen Arrays auf die einzelnen Positionen im Netz anzuwenden sind. Abschließend werden Verbindungsmodi für die Werte der einzelnen Arrays bestimmt. Zum Verstehen von Netzen sollten Sie mit folgender Terminologie vertraut sein:

  • Eckpunkt—Ein Punkt in einem 3D-Raum, der eine Ecke des Netzes darstellt. Jeder Eckpunkt wird mit Hilfe einer x-, y- und z-Koordinate definiert.
  • Grundobjekt—Ein unabhängiger sichtbarer Bestandteil von Netzen. Wenn ein Netz beispielsweise aus drei separaten Dreiecken besteht, stellt jedes Dreieck ein Grundobjekt dar. Punkte, Linien, Dreiecke, Vierecke und andere Polygone können Grundobjekte sein.
  • Normale—Ein Vektor, der senkrecht auf der Netzebene steht. Eine Normale kann für jeden Eckpunkt oder für jedes Polygon in einem Netz definiert werden. Die Normalen eines Netzes bestimmen die Ausrichtung der Oberfläche relativ zur Lichtquelle.

Mit dem VI Netz erstellen wird ein Netz erzeugt. Mit den Eigenschaften und Methoden der Klasse Szenennetz wird das Netz programmatisch konfiguriert. Im folgenden Abschnitt finden Sie zusätzliche Informationen zu den Attributen eines Netzes:

Zeichenmodus

Der Zeichenmodus legt fest, wie die Eckpunkte von Netzen gezeichnet und verbunden werden. Sie können zwischen den folgenden Zeichenmodi auswählen:

Punkte

Zeichnet einen Punkt über jeden Eckpunkt. Bei diesem Modus werden die einzelnen Eckpunkte nicht verbunden, sie werden aber im 3D-Raum angezeigt.

Linien

Zeichnet nicht zusammenhängende Linien zwischen Eckpunktpaaren. Ein Netz mit vier Eckpunkten wird beispielsweise mithilfe der Linien V0 V1 und V2 V3 gezeichnet. Wenn die Gesamtanzahl der Eckpunkte ungerade ist, wird der letzte Eckpunkt ignoriert.

Durchgehende Linie

Verbindet die Eckpunkte durch zusammenhängende Linien. Dabei gilt V0 als Start- und Vn– 1 als Endpunkt, wobei n für die Anzahl der Eckpunkte steht. Es werden alle Eckpunkte verbunden, ohne dass diese ein geschlossenes Polygon bilden.

Linienschleife

Verbindet die Eckpunkte durch zusammenhängende Linien. Dabei gilt V0 als Start- und Endpunkt. In diesem Modus wird ein geschlossenes Polygon gebildet, ohne den von den Linien umgebenen Bereich auszufüllen.

Dreiecke

Zeichnet eine Reihe nicht zusammenhängender Dreiecke, mit denen jeweils drei Eckpunkte verbunden werden, und füllt die einzelnen Dreiecke aus. Ein Netz mit sechs Eckpunkten wird beispielsweise mithilfe der beiden Dreiecke V0 V1 V2 und V3 V4 V5 gezeichnet. Bei diesem Modus werden die Dreiecke nicht miteinander verbunden. Wenn die Eckpunkte kein Vielfaches von drei ergeben, werden die überzähligen Eckpunkte ignoriert.

Dreiecksstreifen

Zeichnet eine Reihe zusammenhängender ausgefüllter Dreiecke. LabVIEW verbindet die Eckpunkte, so dass die Ausrichtung der Dreiecke einen durchgehenden Streifen bildet und so ein Teil einer Objektoberfläche entsteht. Das erste Dreieck verbindet beispielsweise V0 V1 V2, das zweite V2 V1 V3 das dritte V2 V3 V4 usw.

Dreiecksfächer

Zeichnet eine Reihe zusammenhängender ausgefüllter Dreiecke. Der erste Eckpunkt ist bei allen Dreiecken gleich. Die beiden anderen Eckpunkte werden für jedes nachfolgende Dreieck um eins erhöht. Dadurch bilden die Dreiecke einen Fächer um den Ausgangspunkt V0. Das erste Dreieck verbindet beispielsweise V0 V1 V2, das zweite V0 V2 V3 usw.

Vierecke

Zeichnet eine Reihe nicht zusammenhängender Vierecke, mit denen jeweils vier Eckpunkte verbunden werden, und füllt die einzelnen Vierecke aus. Ein Netz mit acht Eckpunkten wird beispielsweise mithilfe der beiden Vierecke V0 V1 V2 V3 und V4 V5 V6 V7 gezeichnet. Wenn die Eckpunkte kein Vielfaches von vier ergeben, werden die überzähligen Eckpunkte ignoriert.

Vierecksstreifen

Zeichnet eine Reihe zusammenhängender ausgefüllter Vierecke. Ein Netz mit 8 Eckpunkten wird beispielsweise mit Hilfe der drei Vierecke V0 V1 V3 V2, V2 V3 V5 V4 und V4 V5 V7 V6 gezeichnet. Wenn die Gesamtanzahl der Eckpunkte ungerade ist, wird der letzte Eckpunkt ignoriert.

Polygon

Verbindet alle Eckpunkte und bildet ein ausgefülltes Polygon. Dabei gilt V0 als Start- und Vn– 1 als Endpunkt, wobei n für die Anzahl der Eckpunkte steht. Die Anzahl der Eckpunkte muss mindestens drei betragen, um ein Polygon zu zeichnen. Die Linien des Polygons dürfen sich nicht überschneiden.

Eckpunkt-Array

Das Eckpunkt-Array eines Netzes definiert die Position der einzelnen Eckpunkte im Netz. Jedes Element im Array stellt einen Eckpunkt im Netz dar. Die Indizierung des Arrays erfolgt gemäß den Werten im Array Indizes. Das Eckpunkt-Array enthält Cluster mit x-, y- und z-Werten, die die Position der Eckpunkte in einem 3D-Raum definieren.

Indizes

Ist ein Array aus Ganzzahlen, die die Indizierung der verschiedenen Arrays zur Erstellung eines Netzes definieren. Wenn beispielsweise das Element an der dritten Position im Indizes-Array 0 lautet, wird den Elementen an der Position 3 des Farb-Arrays, Eckpunkt-Arrays, Textur-Arrays sowie des Arrays der Flächennormalen der Index 0 zugewiesen. Über das Indizes-Array können Sie die Darstellung des Netzes durch Ändern der Indizes der Elemente in den vier verschiedenen Arrays anpassen. Sie müssen also nicht die Reihenfolge der einzelnen Elemente in den Arrays ändern.

Farbbindemodus

Der Farbbindemodus definiert, wie die Elemente des Farb-Arrays mit dem Netz verbunden werden. Sie können zwischen den folgenden Farbbindemodi wählen:

  • Overall—Die Farbe am ersten Index des Arrays wird mit allen Grundobjekten des Netzes verbunden.
  • Per Primitive—Die Grundobjekte im Netz haben unterschiedliche Farben. Die Grundobjekte werden durch den Zeichenmodus des Netzes festgelegt. So wird beispielsweise die Farbe im ersten Index des Farb-Arrays der ersten definierten Grundobjekte im Netz zugewiesen.
  • Pro Eckpunkt—Die Farben im Array werden entsprechend der angegebenen Indizes auf die Eckpunkte im Netz übertragen. Wenn Sie einen Zeichenmodus wählen, bei dem ausgefüllte Polygone gerendert werden, geht die Farbe an einem Eckpunkt in die Farbe des nächsten Eckpunkts über, wenn Sie zwischen Eckpunkten wechseln.
  • Binding Off—Das Netz wird mit keiner Farbe überzogen. LabVIEW ignoriert in diesem Fall das Farb-Array.

Farb-Array

Das Farb-Array eines Netzes definiert die RGBA-Farbwerte für die einzelnen Indizes des indizierten Arrays. Der Farbbindemodus definiert, wie die Farben in diesem Array angewandt werden. Das Farb-Array besteht aus Clustern mit den Rot-, Grün-, Blau- und Alpha-Werten, die eine Farbe definieren.

Bindungsmodus für Flächennormale

Der Bindungsmodus für die Flächennormale definiert die Bindung der Elemente im Array der Flächennormalen mit dem Netz. Der Bindungsmodus für die Flächennormale bestimmt, wie Licht von der Oberfläche des Netzes reflektiert wird. Sie können zwischen den folgenden Bindungsmodi wählen:

  • Insgesamt—Die Normale am ersten Index des Arrays wird mit allen Grundobjekten des Netzes verbunden.
  • Pro Grundobjekt—Jedes Grundobjekt im Netz ist mit verschiedenen Flächennormalen verbunden. Die Grundobjekte werden durch den Zeichenmodus des Netzes festgelegt. So wird beispielsweise die Normale am ersten Index des Normalen-Arrays dem ersten Grundobjekt im Netz zugeordnet.
  • Pro Eckpunkt—Verbindet die Normalen im Array mit den Eckpunkten im Netz entsprechend der angegebenen Indizes. Sie müssen für jeden Eckpunkt im Netz eine Normale definieren.
  • Keine Bindung—Deaktiviert die Verbindung von Normalen. LabVIEW ignoriert in diesem Fall das Normalen-Array.

Array der Flächennormalen

Das Array der Flächennormalen definiert den Ursprung jeder Normalen im Netz. Jedes Element im Array stellt eine Normale im Netz dar. Der Bindungsmodus für Flächennormale definiert, wie die Normalen in diesem Array angewandt werden. Das Array der Flächennormalen enthält Cluster mit x-, y- und z-Werten, die den Ursprung einer Normalen definieren.

Texturkoordinaten-Array

Das Texturkoordinaten-Array definiert, wie eine Textur auf die Oberfläche eines Netzes angewandt wird. Jedes Element im Array stellt eine Texturkoordinate dar. Es muss für jeden Eckpunkt im Netz eine Textur definiert sein. Das Texturkoordinaten-Array enthält Cluster mit s- und t-Werten, die eine Koordinate in der Textur definieren. Bei deaktivierten Texturen ignoriert LabVIEW dieses Array. Verwenden Sie die Szenenobjekt-Eigenschaft Extras:Textur, um Texturen in einer 3D-Szene zu aktivieren.

Beispiele, die zeigen, wie sich Änderungen von Attributen eines Netzes auf die Erscheinung des Netzes auswirken, finden Sie im VI "Using Meshes.vi" im Verzeichnis labview\examples\Graphics and Sound\3D Picture Control.