LabVIEW-Projektbibliotheken sind eine Zusammenstellung von VIs, Typdefinitionen, Umgebungsvariablen, Palettendateien und anderen Dateien einschließlich anderer Projektbibliotheken. Wenn Sie eine neue Projektbibliothek erstellen und speichern, erzeugt LabVIEW eine Projektbibliotheksdatei (*.lvlib), in der die Eigenschaften der Projektbibliothek und die Referenzen auf Dateien der Bibliothek enthalten sind.

Hinweis Komprimierte Projektbibliotheken sind Projektbibliotheken, die mit Hilfe des Application Builders in eine Datei komprimiert werden. Um Änderungen an Dateien in einer komprimierten Bibliothek zu speichern, muss die komprimierte Bibliothek neu erstellt werden.

Projektbibliotheken eignen sich für verschiedene Aufgaben, z. B. Anordnen von Dateien in einer Hierarchieebene, Vermeiden doppelter VI-Namen, Beschränken des offiziellen Zugriffs auf bestimmte Dateien, Beschränken der Berechtigung zum Bearbeiten verschiedener Dateien und Festlegen einer Standardpalettendatei für eine Gruppe von VIs. Sie können auch Objekte, die zu einer Projektbibliothek gehören, vom Projekt-Explorer auf das Frontpanel oder in das Blockdiagramm ziehen. Sie können auch Objekte, die zu einer Projektbibliothek gehören, vom Projekt-Explorer auf das Frontpanel oder in das Blockdiagramm ziehen.

Der Inhalt einer Projektbibliothek ist vom Projekt-Explorer oder vom Fenster einer eigenständigen Projektbibliothek aus einsehbar. Wenn Sie sich nicht im Projekt-Explorer befinden, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Projektbibliotheksdatei und wählen Sie Öffnen aus dem Kontextmenü, um die Datei im Fenster "Projektbibliothek" zu öffnen.

Hinweis Ist die ausgewählte Projektbibliotheksdatei nicht die Hauptprojektbibliothek, ist das sich öffnende Fenster das Projektbibliotheksfenster der Hauptprojektbibliothek. Die ausgewählte Projektbibliotheksdatei wird im Fenster der Projektbibliothek auf der höchsten Ebene der Baumstruktur angezeigt.

Verwenden Sie Projektbibliotheken, um eine virtuelle logische Hierarchie von Elementen zu erstellen. Eine Projektbibliotheksdatei enthält im Vergleich zu einer LLB, die ein physikalisches Verzeichnis mit VIs ist, nicht die tatsächlichen Dateien. Die Dateien der Projektbibliothek werden jedoch trotzdem einzeln, in Verzeichnissen angeordnet, auf dem Datenträger angezeigt.

Prüfen Sie mit Hilfe von Projektbibliotheken die Namen von VIs und anderen LabVIEW-Dateien. LabVIEW identifiziert VIs nach Dateinamen, d. h., es kann versehentlich ein VI geladen oder referenziert werden, weil es denselben Namen wie ein anderes VI hat. Dieses Problem wird als Querverlinkung (Cross-Linking) bezeichnet. Wenn ein VI Teil einer Projektbibliothek ist, weist LabVIEW dem VI-Namen den Namen der Projektbibliothek zu, um Cross-Linking zu vermeiden. Ein gültiger Name enthält den Dateinamen und den gültigen Namen der übergeordneten Projektbibliothek.

Wenn Sie beispielsweise ein VI mit dem Namen Aufrufer.vi erstellen, das ein SubVI namens init.vi enthält, welches wiederum zu Bibliothek1.lvlib gehört, können Sie ein weiteres SubVI namens init.vi hinzufügen, wenn dieses zu Bibliothek2.lvlib gehört. In diesem Fall tritt keine Querverlinkung auf. Wenn Sie Aufrufer.vi speichern, legt LabVIEW Bibliothek1.lvlib:init.vi und Bibliothek2.lvlib:init.vi als gültige Namen fest.

Hinweis
  • Ein VI kann nur zu einer Projektbibliothek gehören. Nicht-LabVIEW-Dateien, wie z. B. Text- oder HTML-Dateien, können jedoch zu mehreren Projektbibliotheken gehören.
  • Vermeiden Sie es, einer neuen Bibliothek eine Datei hinzuzufügen, wenn diese bereits mit einer Bibliothek assoziiert ist. Wenn Sie eine Datei hinzufügen müssen, die bereits mit einer Bibliothek assoziiert ist, müssen Sie die Originalbibliothek dieser Datei in der neuen Bibliothek ebenfalls hinzufügen. Andernfalls wird der Build die Datei in den richtigen Zielordner einfügen, ohne die Datei der neuen Bibliothek hinzuzufügen.

In einer Projektbibliothek können Versionsnummern angegeben werden, um verschiedene Änderungen an der Ansammlung von Dateien zu unterscheiden. Geben Sie Versionsnummern auf der Seite Allgemeine Einstellungen des Dialogfelds Eigenschaften für Projektbibliothek an und aktualisieren Sie die Nummern periodisch. Die Versionsnummer hat keinen Einfluss auf den Namen der Projektbibliothek.

Achtung Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Projektbibliothek und wählen Sie Speichern unter aus dem Kontextmenü, um das Dialogfeld Speichern unter anzuzeigen und Bibliotheken umzubenennen. Die Umbenennung einer Projektbibliothek außerhalb von LabVIEW kann zu Fehlern führen.

Projektbibliotheken gestatten das Einschränken des Zugriffs auf bestimmte Dateien. Konfigurieren Sie den Zugriff auf Objekte und Ordner in einer Projektbibliothek als öffentlich oder privat, um den Zugriff auf bestimmte Objekte zu verhindern. Wenn der Zugriff auf einen Ordner privat ist, gilt für alle VIs im Ordner das Gleiche.

Die Berechtigung für die Bearbeitung von Projektbibliotheken kann beschränkt werden, indem Sie diese sperren oder mit einem Passwort schützen. Wenn Sie eine Projektbibliothek sperren, können keine Elemente entfernt oder hinzugefügt werden und Benutzer können Elemente nicht einsehen, die Sie als privat festgelegt haben. Wenn Sie eine Projektbibliothek mit einem Passwort schützen, können ohne dieses Passwort weder Elemente hinzugefügt oder entfernt noch Projektbibliotheken bearbeitet werden. Benutzer können das Dialogfeld Eigenschaften für Projektbibliothek zwar öffnen, doch sind alle Elemente des Dialogfelds mit Ausnahme der Passwortoptionen deaktiviert. Der Benutzer muss zur Aktivierung der Komponenten im Dialogfeld zuerst die Sperrung der Projektbibliothek aufheben oder ein Passwort eingeben. Zum Aufheben der Sperrung der Projektbibliothek klicken Sie diese mit der rechten Maustaste an und wählen Sie Passwort eingeben aus dem Kontextmenü.

Hinweis Wenn Sie ein Passwort für eine Bibliothek in einem LabVIEW-Projekt eingeben, das keine gültige Lizenz für die erworbene LabVIEW-Version aufweist, können keine Elemente in die Bibliothek oder aus dieser verschoben werden.
Hinweis Der Passwortschutz einer Projektbibliothek gilt jedoch nicht für die VIs, die zu dieser Projektbibliothek gehören. Der Passwortschutz muss jedem einzelnen VI zugewiesen werden, wenn Sie die Bearbeitungsmöglichkeiten für Blockdiagramme und Frontpanel beschränken möchten. Verwenden Sie eventuell dasselbe Passwort für die Projektbibliothek und die darin enthaltenen VIs.

Sie können Projektbibliotheken von Projektordnern erstellen. Des Weiteren ist die Konvertierung von LLBs in Projektbibliotheken möglich. LLBs haben andere Merkmale und Vorteile als Projektbibliotheken. Daher müssen Sie überdenken, wie Sie eine LLB nutzen, bevor Sie sich zur Umwandlung der LLB in eine Projektbibliothek entscheiden. Projektbibliotheken können in eine LLB integriert werden.

Wenn Sie der Projektbibliothek eine Palettendatei (*.mnu) hinzufügen, kann diese als Standardpalettenmenü für alle VIs der Projektbibliothek festgelegt werden. Die Standardpalettendatei für eine Projektbibliothek ist die im Kontextmenü aufgelistete Palette, die angezeigt wird, wenn Sie einen SubVI-Aufruf für ein VI der Projektbibliothek mit der rechten Maustaste anklicken. Ebenso gibt es Quellpaletten im Kontextmenü vieler VIs und Funktionen, die von der Funktionen-Palette aus in das Blockdiagramm eingefügt wurden. Die Standardpalettendatei einer Projektbibliothek muss jedoch – im Gegensatz zu einer Quellpalettendatei – keine VIs "ihrer" Projektbibliothek enthalten. Wählen Sie auf der Seite Allgemeine Einstellungen des Dialogfelds Eigenschaften für Projektbibliothek die Palettendatei aus dem Ringelement Standardpalette aus. Sie können die Standardpalettendatei auch auf der Seite Objekteinstellungen festlegen. Wählen Sie dazu die *.mnu-Datei unter Inhalt aus und aktivieren Sie die Option Standardpalette.

Projektbibliotheken, die an die Engine für Umgebungsvariablen übertragen werden, sind so genannte Prozesse. Das Vornehmen von Änderungen an einem Prozess oder einer Umgebungsvariable in einem Prozess ohne Einfluss auf die entsprechende Bibliothek wird als Online-Konfiguration bezeichnet. Das Vornehmen von Änderungen an einer Bibliothek oder einer Umgebungsvariable in einer Bibliothek ohne Einfluss auf die entsprechenden Prozess wird als Offline-Konfiguration bezeichnet. Bei Verwendung der Offline-Konfiguration zum Ändern einer Umgebungsvariable muss die Bibliothek erneut an die Engine für Umgebungsvariablen übertragen werden, bevor VIs in der Bibliothek ausgeführt werden, so dass die Engine die Umgebungsvariablen im Prozess aktualisieren kann.

Organisieren von Projektbibliotheken

Sie können eine Ordnungsstruktur für Dateien in einer LabVIEW-Projektbibliothek erstellen. Mit einer gut organisierten Struktur für Objekte einer Projektbibliothek kann die Verwendung der Versionsverwaltung erleichtert werden, Konflikte mit Dateinamen können verhindert werden und die Projektbibliothek kann in Bereiche mit öffentlichem und privatem Zugriff aufgeteilt werden.

In der folgenden Liste sind einige Empfehlungen und Warnhinweise zu finden, die Sie bei der Strukturierung von Projektbibliotheken und dazugehörigen Dateien beachten sollten.

  • Erstellen Sie jede Projektbibliothek in einem separaten LabVIEW-Projekt, das nur zu dieser Bibliothek gehörende Dateien enthält, einschließlich Beispieldateien und Dateien, die Sie für das Erstellen und Testen der Projektbibliothek verwenden. Geben Sie dem Projekt und der Projektbibliothek ähnliche Dateinamen. Wenn eine Projektbibliothek verschiedene Funktionsbereiche enthält, empfiehlt sich eventuell die Verwendung von Projektunterbibliotheken für die einzelnen Bereiche.
  • Legen Sie für jede erstellte Projektbibliothek ein separates Verzeichnis an. Speichern Sie die Dateien der Projektbibliothek in diesem Verzeichnis. Wenn ein Verzeichnis Dateien unterschiedlicher Projektbibliotheken enthält, können beim Einfügen von VIs mit demselben Namen in verschiedene Bibliotheken Probleme auftreten. Das Ordnen von Projektbibliotheksdateien in verschiedenen Verzeichnissen vereinfacht das Zuordnen von Dateien zu einer bestimmten Projektbibliothek.
  • Mit Hilfe von Sortieroptionen können Sie auch Objekte in einer nicht gesperrten Projektbibliothek ordnen.
  • Wenn Sie Dateien einer Projektbibliothek auf einem Datenträger verschieben, sollten Sie die Projektbibliothek erneut öffnen und speichern, um sicherzustellen, dass die Projektbibliothek nach wie vor auf die verschobenen Objekte verweist.
  • (Windows) Vergewissern Sie sich beim Erstellen eines Installationsprogramms, das eine Projektbibliothek enthält, dass die Dateien der Projektbibliothek auf demselben Laufwerk wie die Projektbibliothek gespeichert werden. Befindet sich ein Teil der Dateien auf einem anderen Laufwerk, zum Beispiel dem Netzlaufwerk, gehen die Verknüpfungen mit der Projektbibliothek verloren, wenn Sie das Projekt in ein Installationsprogramm einfügen.
  • Zum Lösen von Konflikten zwischen einer Bibliothek und den von der Bibliothek beanspruchten Objekten klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die höchste Projektebene und wählen Sie Von Bibliothek fälschlicherweise beanspruchte Objekte suchen aus dem Kontextmenü aus. Mit Hilfe dieses Menüpunkts lassen sich Objekte suchen, welche die Zugehörigkeit zu einer Bibliothek nicht anerkennen.
  • Legen Sie fest, auf welche Elemente der Projektbibliothek privat und auf welche öffentlich zugegriffen werden kann. Private VIs können nicht als SubVIs in anderen VIs oder Anwendungen verwendet werden. Öffentliche Objekte dienen als Schnittstelle zur Funktionalität der Projektbibliothek. Sie können Paletten-VIs, XControls, Gerätetreiber und für den Benutzer hilfreiche Werkzeuge enthalten. Private Elemente könnten Unterstützungs-VIs, urheberrechtlich geschützte Dateien oder Elemente enthalten, die Sie eventuell später bearbeiten möchten, ohne die Gefahr, den Code des Benutzers zu zerstören. Beachten Sie folgende Empfehlungen:
    • Erstellen Sie einen Ordner in der Projektbibliothek mit dem Namen privat. Legen Sie über die Seite Objekteinstellungen des Dialogfelds Eigenschaften für Projektbibliothek den privaten Zugriff für diesen Ordner fest. Der private Zugriff gilt automatisch für alle Dateien, die Sie dem Ordner privat hinzufügen. Sie müssen also keine Zugriffseinstellungen für einzeln VIs vornehmen.
    • Angenommen, alle Dateien der Projektbibliothek, die sich nicht im Ordner privat befinden, sind öffentlich. In diesem Fall müssen Sie keinen Ordner für die öffentlichen Dateien anlegen.
    • Eine andere Möglichkeit zum Anordnen öffentlicher und privater Dateien ist das Erstellen von Ordnern für jeden Funktionsbereich der Projektbibliothek und das Hinzufügen eines privaten und öffentlichen Unterordners zum Ordner für jede Funktionsgruppe.

Projektunterbibliothek

Unterbibliotheken sind Projektbibliotheken, die zu einer anderen Projektbibliothek gehören. Die Einstellungen der übergeordneten Projektbibliothek wirken sich nicht auf die Zugriffs- und Bearbeitungseinstellungen für Objekte innerhalb der Unterbibliothek auf. Sie können den Zugriff auf eine Projektunterbibliothek (.lvlib) innerhalb einer übergeordneten Projektbibliothek als privat festlegen. Wenn Sie aber die Projektunterbibliothek bearbeiten, ändern sich die Zugriffsrechte (öffentlich oder privat) der Elemente der Unterbibliothek nicht.

Projektunterbibliotheken eignen sich, wenn Sie eine Projektbibliothek erstellen möchten, die verschiedene Funktionsbereiche enthält. Wenn Sie beispielsweise eine Projektbibliothek mit Grafikwerkzeugen erstellen, können Sie diese in 2D- und 3D-Bildbearbeitungswerkzeuge aufteilen und entsprechenden Unterbibliotheken zuweisen.